Holger M. Pohl ist tot

Ich mag es nicht, Nachrufe auf nette Menschen zu schreiben. Eigentlich möchte man nämlich nur laut schreien und mit den Fäusten gegen die Wand schlagen, weil man sich sagt: Warum leben die Arschlöcher weiter, wenn es die Guten viel zu früh trifft?

Genau das ist jetzt passiert: Holger wurde im Januar 63 Jahre alt. Seit gestern ist er tot. Das trifft mich. Er war nicht einfach nur ein Schriftstellerkollege, wir haben an drei Projekten eng zusammengearbeitet, und gerade dann, wenn es um Inhalte geht, um Termine, um Zeitpläne und darum, wie man seine Texte an den Verlag bringt, lernt man einiges über den Kooperationspartner.

Die neunte Expansion. Rettungskreuzer Ikarus. Die Welt der 7 Ebenen. Wir haben viel gemeinsam geschafft. Und Holger hat nie die gute Laune, eine gewisse schwäbische Gemütlichkeit und gleichzeitig seine bewundernswerte Arbeitsdisziplin verloren. Er war extrem verlässlich. Man konnte mit ihm über alles reden. Er blieb ruhig, wo sich andere aufregten. Und er war der Fels in der Brandung, wenn es mal stürmisch wurde. Er war eine Konstante, auf deren Fundament man stets gute Ergebnisse erzielen konnte. Ihn auf Cons zu treffen, war stets angenehm, lustig und nahezu erholsam. Kein Stress, keine Mikro-Aggressionen, keine bösen Worte über wen auch immer.

Und jetzt ist er fort. Ich hoffe doch sehr, ihn eines Tages auf der anderen Seite wieder zu treffen. Es ist schmerzhaft, zu erkennen, dass ich jetzt ein Alter erreicht habe, in dem klar ist, dass die Reihen sich zu lichten beginnen. Das ist ein unausweichlicher Prozess, ich weiß das wohl. Aber egal, wann es geschieht, es geschieht immer zu früh.

Ad astra, Holger. Da waren wir uns immer einig: Ad astra!

Foto: Michael Gierse